DIE HERRIN VON UNGNAD

Unfern von Waldenstein in der verborgenen Schlucht des Grabens liegen die Ruinen von Schachtenstein. Diese Burg bewohnten einst Raubritter, die den über die Pack in die Steiermark führenden Weg unsicher machten. Turpin der Starke, ihr Haupt, spottete auf seiner sicheren Veste aller Angriffe und nur um teures Lösegeld rettete mancher Reisende sein Leben. Da entbrannte sein Nachbar, Herr Heinrich Weißenwolf auf Waldenstein, in gerechtem Zorn und ruhte nicht eher, bis er Schachtenstein genommen, zerstört und die Frevler alle dem Schwerte überliefert hatte. Den Racheruf der Schuldigen, daß er ein Herr "ohne Gnade" sei, behielt er sich als Zuname und fortan schrieben sich die Weißenwolf die von "Ungnad".

Franz Pehr, Kärntner Sagen. Klagenfurt 1913, 5. Auflage, Klagenfurt 1960, Nr. 31, S. 67