DAS RETTENDE BERGMANDERL
Einst ließ sich ein kecker Bursche in einem Fasse in das tiefe Loch am Gipfel des Otters hinabsenken, um die darinnen glitzernden Goldzapfen zu holen. Bei diesen angelangt, zog er zum Zeichen für seine Kameraden an der vorgerichteten Glöckerlschnur und brach das lockende Gold ab. Aber da kam auch schon ein Bergmanderl daher, welches ein Fäßchen trug und ihn fragte, was er da tue. Dann gebot es ihm, alles Gold herzugeben und augenblicklich von dannen zu weichen. Er wollte daher seinen Kameraden das Zeichen zum Aufzuge geben, bemerkte aber mit Schrecken, daß er die Glöckerlschnur beim ersten Zeichen abgerissen hatte. Da erbarmte sich das Bergmanderl seiner. Es stellte sein Fäßchen in das Höhlenwasser und befahl dem Burschen, er soll sich daraufsetzen, dürfe sich aber nicht umschauen, bis er draußen sei, sonst sei er verloren. So schwamm er glücklich hinaus.
Kommentar: (Leeb, Niederösterreichische Sagen.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924,
Band II, S. 19