Merkwürdiges aus der Stephansharter Au
Der 76jährige Brandner-Vater aus Leitzing weiß von der Stephansharter Au manch merkwürdige Begebenheit zu erzählen. In der Nähe der "Eisenbirn", so heißen die Häuser Nr. 71 und 72 in Leitzing, soll vor Jahrhunderten ein Schloß gestanden sein. Der zu Beginn dieses Jahrhunderts verstorbene Besitzer des Hauses Nr.72 wurde "Eisenpoldl" genannt, er war wegen seiner unglaublichen Körperkraft weit und breit bekannt. Mit Leichtigkeit konnte er ein volles Viereimer-Mostfaß vom Erdboden auf einen Wagen heben. Ein Gegenstück dieser Kraftprobe schildert Dr. P. Petrus Ortmayr in seinem köstlichen Büchlein "Von kleinen Leuten", nach dem der "Hingermüllner Veda" einen Zwieeimer Most mit seinen kraftvollen Armen emporhob und sogar aus dem Beilloch trank! Diese vielbewunderte Tat ereignete sich in Bubendorf. Unser "Eisenpoldl" leistete sich aber noch ein Husarenstückl! Auf Grund einer Wette trug er einmal eine jährige Kalbin auf seinen breiten Schultern vom Wirt in Empfing bis zum Bauernhaus Steurer!
In der Nähe der Schrammelmühle steht eine Kapelle auf einem zur Gemeinde Zeillern gehörigen Grundstück in der Au. An dieser Stelle ackerte vor langer Zeit der damalige Besitzer ein Kirchturmkreuz mit einem Wetterhahn aus dem Boden. Vermutlich war dieser seltsame Fund durch eine Überschwemmung der Donau in den mitgeführten Schlammassen hier abgelagert worden. Zur Erinnerung an diesen merkwürdigen Ackersegen ließ der betreffende Bauer die Kapelle errichten. (Adl.)
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 61
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
© digitale Version: www.SAGEN.at .