Der gottlose Jäger vom Daxberg

Auf dem Daxberg, der bewaldeten Kuppel über der Ortschaft Behamberg, spielt folgende Sage: Vor Zeiten lebte ein junger Jägersmann, der ob seines unchristlichen Lebenswandels weithin bekannt war. Nicht nur, dass er während der Messe dem Weidwerk oblag, äußerte er jedermann gegenüber den Wunsch, zwischen den Wurzeln eines riesigen Baumstrunkes auf dem Gipfel des Daxberges seine letzte Ruhestätte zu finden. Mit unflätigen Worten lehnte er den Rat seiner wohlmeinenden Freunde, sich im Ortsfriedhof bestatten zu lassen, ab. Nach dem plötzlichen Tode dieses wüsten Jägers, den man doch im Behamberger Ortsfriedhof begraben hatte, musste man jeden Morgen beobachten, dass das Jägergrab wieder offen war und der Sarg bloß dalag. Den Leuten war dies ein Beweis, dass der Gottlose für die geweihte Erde nicht bestimmt war.

Ein Weidgenosse früherer Tage führte den Sarg mit den sterblichen Überresten heimlich mit einem Karren auf den Daxberg, um ihn dem Wunsche des Jägers gemäß zwischen den Wurzeln des Baumstrunkes zu beerdigen. Geängstigt durch seine unheimliche Tat, wurde er von besonderem Schauder erfasst, als er an der Seite des Stockes drei wildbärtige, ihm fremde Jäger stehen sah. Sogleich entglitt der Karren seinen Händen und er bekreuzigte sich. Im selben Augenblick entschwanden die drei Gestalten unter einem heftigen Knall, und von dieser Stelle stiegen drei schwefelgelbe Rauchschwaden gegen den Himmel. Der Jäger, der daraufhin die Flucht ergriffen hatte, kehrte später wieder zurück und begrub den Freund. Seither sollen bei jedem Gewitter auf dem Daxberg bei der genannten Stelle drei Nebelschleier aufsteigen. (Heindl.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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