Der Einsiedler auf dem Königsberg
In uralten Zeiten wohnte auf den Hängen des Königsberges ein Einsiedler. Er nährte sich von Wurzeln, Kräutern und dem Fleische des erjagten Wildes. Da er aber das Christentum nicht angenommen hatte und hier in der Einsamkeit noch seinen heidnischen Göttern opferte, gingen ihm alle Leute im weiten Umkreis aus dem Wege. Eines Tages hörte man in der Gegend der Einsiedlerklause ein donnerähnliches Gepolter und sah einen roten Schein am Himmel, der drei Tage lang andauerte. Kein Mensch konnte sich diese Himmelserscheinung erklären. Nach langer Zeit fand man dann zufällig die Leiche des heidnischen Einsiedlers mitten unter wilden Tieren unversehrt liegen. Man wollte ihn begraben, allein man fand immer wieder das Grab offen, obwohl man es fest verschlossen hatte. So ging das neun Tage hin. bis endlich am zehnten Tage das Grab von einer Erdlawine verschüttet wurde. Dieser Platz wurde dann als verhext bezeichnet und gemieden. Es weidete nämlich dort bei Nacht ein Schimmel, der keinen Menschen ungestört vorbeiließ, sondern jeden so lang verfolgte, bis er auf Irrwege geriet und von den Felsen des Königsberges abstürzte. Die Gegend. wo man dem Schimmel begegnete. wurde Grausau genannt und ist jetzt unter dem Namen Gänsau bekannt. Es ist die Gegend zwischen Aschenmoos und Zwickelreith. (Pschorn.)
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Amstetten 1951,
S. 114
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Juli 2006.
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