Der Fischer und der Donaufürst
Zwischen Freienstein und Hößgang stehen sieben kleine Häuschen,
deren Eigentümer zumeist eine Kuh besitzen. Deshalb nennt der Volkswitz
diese Hausbesitzer die sieben "Kurfürsten". Einer dieser
"Kurfürsten" war vor Zeiten der Fischer Martin. Dieser
wollte ohne Arbeit reich werden und trachtete, mit allen Mitteln dem Donaufürsten
die wertvolle Perlenkrone zu rauben. Er lockte mit vielen Steinwürfen
den kleinen Donaufürsten eines Tages aus dem Strom und raubte ihm
auch wirklich die Perlenkrone. Der arme Donaufürst konnte ohne Krone
nicht mehr in sein Reich zurück, und jede Nacht hörte man das
Klagen der Wassergeister um ihren verlorenen Fürsten. Martin verkaufte
eine Perle und vertrank den Erlös. In seinem Rausch erzählte
er zwei im Wirtshaus sitzenden Landstreichern von seinem Schatz. Diese
eilten schleunig in Martins Haus und stahlen die Krone. Doch als sie damit
über die Donau fuhren, griff eine kleine Hand aus dem Wasser und
schon war die geraubte Krone wieder im Besitz der Wassergeister, die freudestrahlend
ihren Fürsten ins nasse Reich heimholten. Der Fischer Martin verarmte
und fand ein trauriges Ende. (Nach Weißenhofer.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten. Amstetten 1951. S. 29 - 30.