Die Franzosen in der Habacht
Als Napoleon in unseren Landen weilte, kamen französische Soldaten in das Bauernhaus Habacht bei Ybbsitz und verlangten Essen und Getränk. Der furchtlose Bauer ließ all ihre Wünsche erfüllen. Die Bäuerin und ihre Mägde schleppten Speck, Eier, Kuchen, Krapfen, Most und Schnaps herbei und stellten alles auf den Tisch, an dem die Franzosen saßen. Die Unersättlichen verlangten jetzt auch noch Geld. Daraufhin brachten die Knechte eine große Schüssel mit Silbertalern. Der zauberkundige Bauer saß einstweilen seinen ungebetenen Gästen gegenüber und ließ sie nicht aus den Augen. Er forderte sie freundlich auf, tüchtig zuzugreifen, blickte sie aber dabei so merkwürdig an. Die Soldaten konnten auf einmal keinen Finger bewegen, wutentbrannt und voll Gier leuchteten ihre Augen. Sie zitterten vor Schreck und waren wie gelähmt. Der Bauer rauchte gemütlich seine Pfeife, die Hausleute saßen herum und redeten kein Wort. Endlich befahl der Bauer einem Knecht, die schreckerstarrten Franzosen auf die Straße zu führen. Dieser zerrte sie zur Stube hinaus. Die Rothosen suchten schleunigst das Weite. Die Bäuerin brachte jetzt das Geld in Sicherheit und dann setzten sich alle mitsammen zu Tisch, um die gute Jause gemächlich zu verspeisen. (Deinhofer.)
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 39
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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