Der betfaule Holzknecht
In der Umgebung von Kürnberg war es früher Sitte, daß die Bauern und Holzknechte jeden Samstag schon um drei Uhr nachmittag mit ihrer Arbeit aufhörten. Am Anfang und am Ende der Arbeit sagten sie immer: "In Gottes Namen!" Darauf wurde gemeinsam der Rosenkranz gebetet.
Einmal wollte sich ein junger Holzknecht nach der Arbeit vom Rosenkranzbeten drücken und ging statt dessen ins Wirtshaus. Auf dem Wege durch den Wald hörte er plötzlich das Geräusch des Holzschneidens. Weil er aber wußte, daß um diese Zeit kein HoIzknecht mehr im Walde war, rief er: "Ihr Teufel, werdet ihr aufhören mit dem Holzschneiden!" - Daraufhin wurde aber der Lärm immer wilder und wilder, und bald hörte der entsetzte Holzknecht 100 Sägen kreischen. Nun wurde seine Angst immer größer, und er schrie schnell: "Hört auf, in Gottes Namen!" - Sofort war der Lärm verstummt, und nichts rührte sich mehr. Der Holzknecht kehrte gern wieder zum Rosenkranzbeten zurück und erzählte allen sein unheimliches Erlebnis. (Kindslehner. )
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 94
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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