Die neugierige Magd
In der Heiligen Nacht fährt der Teufel auf einem feurigen Wagen
während der Mette über die Erde. Bei dieser Fahrt läßt
er sich aber nicht gerne von Menschen erblicken und hat schon so manchen
Neugierigen schwer bestraft. Einmal mußte eine junge Magd in Neustadtl
während der Christmette das Haus hüten. Um Mitternacht hörte
sie vor dem Einschichthof ein gewaltiges Rumoren und Pferdegetrappel.
Natürlich packte sie die Neugier, und sie öffnete das Fenster.
Kaum war dies geschehen, als sie von einer behaarten und bekrallten Hand
eine derart starke Ohrfeige bekam, daß am nächsten Tag noch
alle fünf Finger wie Brandmale auf ihrer Wange zu sehen waren. Der
Teufel hatte auf diese schlagfertige Weise die Magd von ihrer Neugier
geheilt. (Nach Dr. Ortmayr, Petschan.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten. Amstetten 1951. S. 27.