Die Pestsäule von Öhling
Auf dem Moosberg bei Öhling steht eine Pestsäule, die von Wienern
errichtet wurde. Die Jahreszahl der Errichtung ist allerdings verwittert
und unleserlich, wohl aber ist die Inschrift noch zu entziffern: "Diese
Seile haben anhero gefirth als Guethtath... es folgen einige Namen . .
. Alle Burger zu Wienn." Oben auf der Säule thront Gottvater,
zu seinen Füßen der gekreuzigte Sohn und in der Mitte der Heilige
Geist in Gestalt einer Taube. Auch der übrige Säulenschmuck
weist auf einen kunstfertigen Steinmetz hin. Diese Gedenksäule steht
schon sehr lange, denn die Sockelstufen sind bereits tief eingesunken
und von einer Grasnarbe überwuchert. Die Sage erzählt, daß
im Pestjahre 1713 einige verzweifelte Wiener eine Wallfahrt auf den Sonntagberg
unternahmen und Gott baten, von der gepeinigten Wiener Stadt die entsetzliche
Seuche abzuwenden. Auf dem Rückwege hielten sie auf dem Öhlinger
Moosberge Rast und gelobten, an dieser Stelle, wo sie zum letztenmal die
Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg in der Ferne erkennen konnten, eine
Gedenksäule aufzustellen, wenn ihre Wallfahrt der Stadt Wien Segen
gebracht hätte. Als ihre Gebete erhört wurden, ließen
dann einige reiche Wiener Bürger die Pestsäule auf dem Öhlinger
Moosberg errichten. (Swoboda.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten. Amstetten 1951. S. 42 - 43.