Das Sindhoferkreuz
Das Sindhoferkreuz steht an der Amstettner Straße in der Pfarre
St. Georgen am Ybbsfeld. Vor langer Zeit soll an dieser Stelle jeden Abend
der Teufel auf einer hellbrennenden Heufuhre, der zwei Schweine vorgespannt
waren, erschienen sein. Da beschlossen die Bauern von St. Georgen, das
schreckliche Gespenst zu beschwören. Dazu waren zwölf Männer
erforderlich. Weil aber jeder, der den Teufel beschwören will, ein
sündenfreier Mensch sein muß und alle zwölf Bauern nicht
in diesem Zustand waren, nahmen sie als dreizehnten den Pfarrer von St.
Georgen am Ybbsfeld mit. Als der Pfarrer beim Sindhoferkreuz eintraf,
befand sich auch der ungläubige Schmied von Perasdorf unter den Bauern.
Der Schmied war mit einer knallroten Weste bekleidet. Der Pfarrer wollte
den Teufel mit dem Kreuz in der Hand beschwören, doch dieser rief
ihm höhnisch zu: "Auch du hast einmal deiner Mutter ein Ei gestohlen!"
Da sprach der Priester: "Das Ei habe ich genommen, damit ich Feder
und Tinte kaufen konnte, um den Namen Jesus zu schreiben." Daraufhin
verschwand der Teufel mit seinem Höllenfuhrwerk und brüllte
dabei: "Ich gehe, aber der mit der roten Weste ist mein!" Nach
einigen Tagen fand man den Schmied von Perasdorf auf der Türklinke
seines Hauses erhängt auf. Die Leute sagen, daß der Enkel des
Schmiedes heute noch den Strick aufbewahrt habe. (Nach Heimerl, Herbst,
Hoffer.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten. Amstetten 1951. S. 12.