Das Steinkreuz auf der Wörther Insel
Ein Tiroler Graf erlitt im Jahre 1540, als er mit seiner Gattin nach
Wien reisen wollte, im Strudel Schiffbruch. Die Schiffer und die Gräfin
waren anscheinend ertrunken, während der Diener den bereits bewußtlosen
Grafen retten konnte. Als der Graf wieder zu sich kam, meinte er, seine
Gattin sei umgekommen, und er beschloß, sein Leben in Trauer auf
der Wörther Insel zu verbringen. Doch auch die Gräfin war gerettet
worden und lebte in tiefer Trauer um ihren totgeglaubten Mann bei ihrem
Bruder in Wien. So vergingen 12 Jahre, als durch Zufall die Kunde von
dem Einsiedler auf der Insel Wörth nach Wien gelangte. Die bald darauf
glücklich vereinten Gatten ließen zum Andenken an die wunderbare
Begebenheit auf der Spitze der Felseninsel ein großes steinernes
Kreuz errichten. Dieses stolze Kreuz ist heute noch ein Wahrzeichen des
Strudengaues und seiner einst so gefürchteten Stromschnellen. (Heimerl,
Herbst.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten. Amstetten 1951. S. 31.