Der Tandlgattern
Daß auch auf dem Boden des heutigen St. Valentin die Römer wandelten, ist nicht nur durch die unmittelbare Nachbarschaft mit dem einstigen Kastell Laureacum anzunehmen, sondern gilt durch verschiedene Funde als erwiesen. So wurden vor Jahrzehnten anläßlich eines KanaIbaues mitten im Ort allerlei Gegenstände römischer Herkunft ausgegraben. Und erst im Vorjahre hat der Schreiber dieser Zeilen bei einem Dachsgeschleif im Walde eine Anzahl römischer Silbermünzen gefunden, die Meister Grimbart beim Ausheben seines unterirdischen Wohnkessels ans Tageslicht befördert hatte. Hartnäckig hat sich aber auch im VoIksmunde der Glaube erhalten, daß sich die alte Römerstadt nicht nur auf das linke Ennsufer beschränkte, sondern sich mit ihren Randsiedlungen auch auf das Ortsgebiet St. Valentins erstreckt habe. Die Bezeichnung "Tandlgattern" für ein TeiIstück des Herzograder-Waldes, die von den Jägern und Waldbesitzern noch heute gebraucht wird, soll darauf hinweisen, daß sich dort einst die Verkaufsbuden der TandIkrämer Laureacums, also der TandImarkt oder Tandlgattern, befunden habe. (Wallner.)
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 104
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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