Die Tannhäuserhöhle im Prochenberg
Oberhalb der Bauernschrottmühle am Südwestabhang des Prochenberges bei Ybbsitz befindet sich die Tannhäuserhöhle, ein Bergloch in einem überhängenden Felsen. Dringt man durch den engen und niedrigen Eingang ziemlich tief in den Berg ein, so erweitert sich die Höhle zu einem großen See mit kristallhellem Wasser. An seinem Ufer liegt ein Kahn, bei dem ein weißhaariger Fährmann wartet, um den Besucher ans andere Ufer zu bringen. Dort steht man plötzlich vor einem tiefen Abgrund und weit unten ist Tannhäuser im schmucken Ritterkleide zu sehen, wie er an einem steinernen Tische sitzt und große Gefäße mit Gold bewacht. In den Händen hält Tannhäuser eine goldene Harfe. Zu seinen Füßen ruhen große, schwarze Hunde, deren Gebell man zuweilen bis zur Bauernschrottmühle hört.
Ein armer Sensenschmied aus Ybbsitz, der ein Zaubersprüchlein wußte, wagte sich einst in die Höhle und brachte so viele Schätze ans Tageslicht, daß er sich ein großes Haus bauen konnte und bis an sein Lebensende aller Sorgen enthoben war. Gar übel ist es aber drei Handwerksburschen ergangen, die sich, ohne das Sprüchlein zu kennen, in die Tannhäuserhöhle wagten. Man sah und hörte nie wieder etwas von ihnen. Viele Jahre weilt Tannhäuser schon im Prochenberg, sein Bart wird immer länger und länger, und wenn er einmal wo den Tisch herumgewachsen ist, dann naht das Ende der Welt heran. (Nach Mayer, Ott, Pöttinger.)
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Amstetten 1951,
S. 97
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Juli 2006.
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