Die Unterweg-Kapelle

Am Fahrweg von Kogelsbach über Ahorn nach Lunz liegt als erster Hof unterhalb des Weges der Leitenbauer, auch Unterweg genannt. Vor dem Hause steht eine kleine Kapelle, die an die Franzosenzeit erinnert. Einst lagerten auf den Feldern um Kleinbach, einem Bauerngehöft im Dorfe St. Georgen am Reith, wieder Franzosen, die von hier aus auf Raub und Plünderung ausgingen. Vier Bauern hielten am Eingang des Ahorntales Wache, erschossen im Hohlwege die plündernden Franzosen und begruben sie heimlich neben dem Wege. Die Tat blieb geheim. Sie lastete aber schwer auf dem Gewissen der Bauern. Diese Angst wurde immer größer, denn es kam öfters vor, daß die vier Bauern, wenn sie nachts durch den Hohlweg gingen, durch einen Schimmel erschreckt wurden. Dieser folgte ihnen und legte die Vorderfüße auf die Schultern des einen oder anderen. Erst bei den Gräbern der Franzosen verließ der Schimmel die Bauern und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Heute nennt man den Graben noch Schimmelgraben. Daher beschlossen die Bauern, bei den Gräbern ein Kreuzstöckl zu errichten und führten im Jahre 1854 endlich diesen Beschluß aus. Im Jahre 1878 wurde an Stelle des Bildstöckls die heutige Kapelle erbaut. Darin befindet sich ein auf Blech gemaltes Bild, das die Bauern zeigt, wie sie gerade vom Schimmel verfolgt wurden. Die auf einer Tafel angebrachte Inschrift lautet:

Großer Gott, gib Deinen Segen,
sei mit Deinem Schutz zugegen.
Segne meinen Nahrungsstand
und die Arbeit meiner Hand.
Segne meine Freund und Feinde
und die ganze Pfarrgemeinde.
Segne auch das Vaterland
und den jungen Kaiser Franz.
O Herr, auch Deinen Segen,
allen, die vorübergehen.
(Korntheuer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,
S. 120

Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Juli 2006.
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