Das Wasserweiberl von der Eben
Das Wasserweiberl von der Eben, einem Hause in St.Georgen in der Klaus, wollte einmal die Mitternachtsmette besuchen. Sie bat die Hausleute inständig um die Erlaubnis. Diese wollten die Bitte zuerst nicht erfüllen, weil sie befürchteten, daß die Nixe im Gotteshaus nicht die nötige Andacht haben werde. Als das Wasserweiberl aber hoch und teuer versprach, in der Kirche ruhig und brav zu sein, wurde ihm die Bitte gewährt. Das Wasserweiberl war auch wirklich während der Mette vorerst recht brav. Es stand hinter den Sitzreihen und beobachtete die Vorgänge in der Kircbe. Die Hausleute saßen in den Kirchenstühlen und wohnten der heiligen Handlung andächtig bei. Während der Wandlung fing das Wasserweiberl plötzlich laut zu lachen an. Anschließend war die Nixe wieder ruhig und sittsam wie zuvor. Beim Heimgehen erklärte sie den Hausleuten ihr eigenartiges Verhalten während der Wandlung folgendermaßen: "Ich habe die Vorgänge in der Kirche genau beobachtet. Bald nach dem Beginn der Mette schlich sich eine schwarze Gestalt, der Teufel, herein und setzte sich auf die Türschwelle. Er hatte einen großen Zettel und einen Bleistift mitgebracht. Mit großem Eifer schrieb er alle schlafenden Kirchenbesucher auf seine Liste. Als das große Blatt vorne und hinten voll mit Namen beschrieben war, suchte der Teufel einen weiteren Zettel, aber er hatte keinen bei sich. Da wußte er sich nicht anders zu helfen, als auf einem Hautstück seines Armes die Liste fortzusetzen. Er zog und riß aus Leibeskräften an seinem Fell und stürzte bei der ärgsten Anstrengung über die Türschwelle hinaus. "Nun", so schloß das Wasserweiberl seine Erzählung, "über dieses törichte Beginnen des Teufels und besonders über seinen Sturz mußte ich eben lachen!" (Deinhofer.)
Quelle: Sagen aus
dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes
Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 34
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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