Die abgestrittene Wiese von Habersdorf
Der Sage nach soll vor vielen, vielen Jahren der Stettner-bauer in Irzing
einem Bauern von Habersdorf die Grenzwiese abgestritten haben. Bald nachher
starb der Stettner und es wurde in seinem Hause um Mitternacht immer unruhig.
Es kam nämlich jede Nacht vom Dachboden ein Ziegenbock bis herunter
in die Stube. Selbst der herbeigerufene Pfarrer von Viehdorf konnte das
Gespenst nicht bannen. Eines Tages kam ein Bettler und wollte übernachten,
trotzdem ihn die Leute vor dem Gespenst warnten. Der Bettler blieb aber.
Er machte vor dem Schlafengehen auf jede Tür drei Kreuze, nur auf
der Stubentür nicht. Dann schlief er ruhig ein. Um Mitternacht kam
der Ziegenbock bei der Tür herein und verkündete dem Bettler,
daß er nur dann verschwände, wenn die abgestrittene Wiese zum
rechtmäßigen Besitzer zurückkäme, denn sonst würde
kein Tropfen Blut aus dem Geschlecht der Stettner selig werden. Der Bettler
erzählte am anderen Morgen alles dem Bauern, der sofort die Wiese
dem Besitzer in Habersdorf zurückgab. Von diesem Tage an hörte
der Spuk im Stettnerhause auf. (Heimerl.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten. Amstetten 1951. S. 26.