Das Buschandlweiberl
ln der Buschandlwand auf dem Michaeler Berge haust ein altes Weiblein, das nur in der Osterwoche erscheint. In dieser Zeit haben es schon viele Leute an verschiedenen Stellen Holz klauben gesehen. Gerade da wird der Berg möglichst gemieden, denn die Alte führt die Menschen gern irre, indem sie vor ihnen hergeht und dann plötzlich verschwindet.
Blick auf St. Michael an der Donau, Wachau
© Wolfgang
Morscher, 2. August 2005
Ein Mädchen aus dem Huberhause in St. Michael hat aber das Buschandlweiberl
von einer besseren Seite kennen gelernt. Es ging nämlich einmal während
der Charwoche [Karwoche] mit einem Kinde aus dem Michaelerberge herum.
Plötzlich sshen sie ein alles Weib vor sich gehen. Das drehte sich
oft nach beiden um und winkte. Die Magd folgte neugierig und wurde so
zur Buschandlwand geführt. In dieser öffnete sich ein langer
Gang. Das Mädchen folgte neugierig dem eintretenden Weiberl und gelangte
in das Innere des Berges. Da sah es unendlich viele Schätze aufgehäuft.
Trotz des herrlichen Anblickes wurde der Magd jetzt auf einmal angst und
bange und sie lief aus dem Berg hinaus. Plötzlich fiel ihr auf, daß
ja das Kind fehle, sie wollte wieder in den Berg zurück, doch die
Wand zeigte keinerlei Oeffnung mehr. Jammernd und betrübt kam die
Vergeßliche oft zur Buschandlwand herauf, doch sie war immer verschlossen.
Auch in der nächsten Osterwoche stieg sie herauf und zwar am selben
Tage wie im Vorjahre. Da stand dort, wo der Eingang in den Berg gewesen
war, das vergessene Kind ganz lebendig und im blühendsten Aussehen.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 49, S. 59f