Das Evangeliwandl
Als die Schweden ins Land kamen, verwüsteten und verbrannten sie alles. Auch die Wachau blieb nicht verschont. Voll Angst flüchteten die Bewohner von Rührsdorf in den nahen Wald, wo sie in Höhlen und anderen Verslecken hausten. Der Pfarrer war mit ihnen geflohen. Da ihre Kirche zu St. Lorenzen schon in gegnerischen Händen war und die Flüchtlinge doch die Messe hören wollten, suchten sie einen freien Platz im Walde. Dahin wälzten einige kräftige Männer einen Felsblock. Auf diesem hielt der Priester den Gottesdienst, predigte und las seinen Pfarrkindern das Evangelium vor. Als die Feindesgefahr vorbei war, kehrten die Leute in ihr altes Heim zurück, den Felsblock aber vergaßen sie nicht und gaben ihm den Namen "Evangeliwandl", der sich bis heute erhalten hat.
In Rossatz hingegen weiß man sich von diesem zu erzählen,
das; in den bewegten Tagen der Reformationszeit die Evangelischen dort
ihren Gottesdienst abgehalten haben, sobald die Katholiken im Besitze
der Rossatzer Pfarrkirche waren, hatten diese aber die Anhänger Luthers
in ihrer Gewalt, so ließen die anderen bei der sogenannten Kegelslatt
in der Nähe Oberbergerns die Messe lesen. Dies wechselte durch lange
Jahre fortwährend.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 63, S. 72