Das Franzosenhölzl
Vor dem Wüten der Feinde flüchteten sich in den Franzosenkriegen
die Bewohner Jochings in die Wälder, um dort Schutz zu suchen. Eines
Tages kamen zu ihnen drei französische Soldaten, welche von ihrem
Truppenkörper geflohen waren, da sie in die Heimat zurück wollten.
Doch die ängstlichen und über das bisher erlittene Angemach
erbitterten Jochinger glaubten sich verraten und wollten die Franzosen
töten. Die drei Hausbesitzer Preleitner, Silcher und Sternöcker
übernahmen die Aufgabe und fielen über die Feinde her, obwohl
diese inständig um Schonung baten, weil sie verheiratet und Familienväter
seien, und erklärten, gewiß niemand zu verraten. Die drei Jochinger
glaubten aber ihren Beteuerungen nicht und stachen sie mit Taschenfeiteln
(ganz einfachen Taschenmessern in Holzfassung) nieder. Die Franzosen sollen
immerfort: "O mundl (eigentlich: oh mon dieu, o mein Gott) gerufen
haben. Ihr Blut floß, wie erzählt wird, in einen Bach, dessen
Wasser den ganzen Tag rot gefärbt war. Die drei Mörder empfanden
bald Reue über ihre grausige Tat und verpflichteten sich, daß
sie zur Sühne in der Kirche sich nie mehr niedersetzen würden.
Alte Leute kannten noch Zeugen, welche die drei immer während der
Messe beim Taufstein stehen sahen, sie sollen auch einen schrecklichen
Tod genommen haben. Zur Erinnerung an jene Mordtat heißt der Waldteil
wo sie geschah, noch heule "Franzosenhölzl".
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 54, S. 63f