Die wohlklingende Frauenglocke
Die große Frauenglocke auf dem Turme Weißenkirchens war wegen ihres wundervollen Klanges schon in allen Zeiten weit berühmt, sie übertraf sogar das Geläute des Stiftes Göttweig an Wohlklang. Aus Neid darüber ließen die Mönche heimlich Nägel in die prächtige Glocke einschlagen, um ihren schönen Ton zu verderben. Die Leute aber, welche diese Tat ausführten, haben entweder mit Absicht oder zufällig silberne Nägel genommen und zum Aerger der Göttweiger wurde die Klangschönheit dadurch nur noch erhöht. Noch heute zeigt man die Köpfe dieser Nägel, doch sind es eigentlich eingegossene Silbermünzen.
Anderseits erzählen sich die auf ihre Frauenglocke stolzen Weißenkirchner,
das Kloster Göttweig hätte ihnen für sie so viele "Silber-Zwanziger"
geboten, als sich aus dem Straßengeleise von Göttweig bis Weißenkirchen
auslegen ließen. Selbst Maria Theresia soll sich bemüht haben,
dem Stifte zur wundervollen Glocke von Weißenkirchen zu verhelfen,
sie sei bereit gewesen, soviele Zwanziger hiefür zu geben, als der
Hohlraum der Glocke faßt. Beide Angebote aber müssen verschmäht
worden sein, sonst wäre Weißenkirchen nicht im Besitze seiner
Glocke aus dem Jahre 1455 geblieben.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 56, S. 65