Die gemahnte Stiftung
In der Spitzer Kirche findet sich auf der Männerseite der Grabstein einer Eleonora Pöltinger aus dem Jahre 1749. Von dieser wird folgende Geschichte erzählt: Ihre Eltern bekamen wohl viele Kinder, sie starben aber alle recht bald, worüber jene sehr unglücklich waren. Als wieder ein Mädchen nachkam, erzählte die Mutter einer bettelnden Frau ihr Elend und ihre Befürchtungen. Diese riet der Besorgten, man solle beim Taufgange die erste Frau, welche entgegenkommt, zu Gevatter bitten und sei es auch eine Bettlerin. Wirklich begegnete den Pöllinger Leuten auf dem Wege zur Kirche eine solche und sie hob das Mädchen aus der Taufe. Dabei erhielt es den Namen Eleonore. Diese kam zur Freude der Eltern mit dem Leben davon und wurde eine große Wohltäterin der Kirche, welche unter anderem angeblich den Turm auf dem Friedhofe hat erbauen lassen.
Für sie werden alle Sonntage nach der Predigt drei Vaterunser gebetet. Einmal hat man dies längere Zeit unterlassen. Da läutete es eines Tages bei der Sakristeitüre recht heftig an. Der Mesner ging nachsehen, bemerkte aber niemand. Ais der Pfarrer nachschaute, sah er wohl eine Person an der Pforte stehen, konnte sie aber nicht zum Sprechen bringen. Nun holte er den Kooperator Anderl. Als der sie anrief, sagte die Gestalt:
"Es liegt eine Stiftung da für drei Vaterunser, dieselben sind schon lang nicht gebetet worden. Das muß wieder geschehen."
Dann verschwand die Frau, ihre Mahnung wurde aber getreulich befolgt.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 42, S. 52f