Das unheimliche Gespann
Der Weinhauer Graf von Unterloiben wollte einmal mit seinem Schiebkarren auf den Markt nach Langenlois fahren, weil gerade in Krems kein Markt war. Er hatte schon ein gutes Stück Weg gemacht und kannte sich nimmer recht aus. Da kam ein Ochsenbauer daher gefahren. Diesen fragte er, wo der Weg nach Lois gehe. Der Bauer gab ihm aber keine Antwort, sondern deutete bloß, er soll den Schiebkarren auf den Wagen geben und sich aufsetzen. Kaum hatte Graf das getan, so fuhr das Ochsengespann auf einmal windschnell gegen die Donau zu. Dem Loibner Hauer wurde es ganz unheimlich, er konnte gerade noch herunterspringen und sah dann, wie das Ochsengespann in das Wasser hineintauchte und drinnen verschwand.
Ganz Aehnliches wird von einem Hans Abel aus Unterloiben berichtet. Dieser
hörte, als er eben wegen eines Kuhkaufes fortgehen wollte, von der
Schütt (Flur zwischen Förlhof und Unterloiben) ein Wagengerassel.
Bald kam ein Fahrzeug mit schwarzen Rossen daher. Weil es Abel eilig hatte,
rief er den Kutscher an, ihn mitfahren zu lassen. Der hielt und ließ
ihn aufsetzen. Da die Fahrt gar so schnell weiter ging, suchte sich der
Gast am Kutscher zu halten, doch tappte er ins Leere. Noch mehr erschrak
derselbe, als der Wagen auf einmal durch einen Schwibbogen gegen die Donau
hinab raste und geradewegs ins Wasser fuhr. Abel schrie: "Jessasmarandjosef!"
(Jesus, Maria und Josef) und verlor die Besinnung. Als er gegen 1 Uhr
Nachts wieder zu sich kam, lag er hart am Donauufer. Nur durch seinen
Stoßseufzer ist er der Teufelsgewalt entgangen, lag aber über
den ausgestandenen Schrecken lange krank.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 71, S. 80f