Der Grenzfrevler
In Förthof hatten einst zwei Hauer einen langen Streit um die Grenze
zwischen ihren Grundstücken, sie gingen von Gericht zu Gericht, waren
aber nicht zu einigen. Eines Tages wurde der Grenzstein stark versetz
gefunden. Das hatte ein neuerliches Aufleben des Zwistes zur Folge. Während
desselben starb einer der Streithänse. Es dauerte nicht lange, so
sahen die Leute auf dem strittigen Grundstücke um die Mitternachtsstunde
eine Gestalt umherirren, welche einen schweren Stein trug und immerfort
kläglich ausrief: "Hoas, hoas is mei Moastoa" (heiß,
heiß ist mein Grenzstein). Das Volk sagte, es sei jener Grenzsteinversetzer,
der sich zur Strafe für seinen Frevel mit dem schweren, glühenden
Stein herumschleppen müsse.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 74, S. 82f