Die Gründung von Hartenstein
Vor vielen Jahrhunderten verliebte sich ein Ritter in die wunderschöne
Tochter eines hohen Herrn - nach der einen Ueberlieferung soll es der
Rheingraf Kuno gewesen sein, andere wieder nannten den Ahnherrn der Kuenringer
Azzo, der damals auf der Burg Krumau am Kamp gesessen sein soll. Die holde
Maid gewann auch Zuneigung zu dem edlen Ritter. Der stolze Vater wollte
aber von dieser Verbindung durchaus nichts missen. Die Liebenden entflohen
daher und verbargen sich in den Urwäldern am Kremsflusse, um vor
der Rache des ergrimmten Vaters sicher zu sein. Der Ritter erbaute an
günstiger Stelle eine Burg, welche er wegen ihres festen Gesteins
Hartenstein nannte. Bald jedoch hatte jener ausfindig gemacht, wo seine
Tochter versteckt sei, und er begann die neue Burg zu belagern, so uneinnehmbar
sie schien und so tapfer sich der junge Hartensteiner wehrte, gelang doch
die Eroberung. Der Vater drang bereits mit gezücktem Schwerte in
das Turmgemach ein, wo sich das junge Paar versteckt hatte. Da umschlang
der verzweifelte Gatte die geliebte Frau und stürzte sich vor den
Augen des grausamen Vaters in den tiefen Abgrund. Diesen selbst traf vor
Entsetzen der Schlag und er brach tot zusammen.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 60, S. 70f