Die Geschichte des Nachtwächters
Wösendorf hatte einst einen Nachtwächter, der ein Sonntagskind
war. Jedesmal, wenn dieser um Mitternacht zum Geißbügel kam,
sah er dort zwei streitende feurige Männer. In der Nacht einmal soll
derselbe zu einem Wirtschaftsmanne gekommen sein und behauptet haben,
eben jetzt hätten vier Männer in der "Reja" (Raum
zwischen zwei Häusern) des Nachbarhauses einen Sarg niedergestellt
und seien wieder verschwunden. Drei Tage darnach wäre in dem Hause
ein Mädchen plötzlich gestorben. Bei einem anderen Rundgange
wieder, heißt es, ist der Nachtwächter auf einen Kreuzweg gekommen
und hat sich dort auf einen runden Stein gesetzt, wo für gewöhnlich
am Fronleichnamstage der Altar aufgestellt wird. Als es die 12. Stunde
schlug, hat er die vorübertragen gesehen, welche im nächsten
Jahre starben.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 50, S. 60f