Die Rettung Mauterns vor der Pest
Zur Zeit, wo die Steiner Donaubrücke noch nicht bestand, hatte der Förthofer Ueberführer einen Mann über die Donau zu rudern. Dieser hatte durchaus nichts Außergewöhnliches an sich, doch merkte der Schiffer bald, daß die Zille immer schwerer wurde und tiefer in das Wasser tauchte. Fast ging es schon bis zum Bootsrande, als endlich der Kahn ans Förlhofer Ufer stieß. Dem Fergen war fein Gast ganz unheimlich geworden. Als dieser das Schifflein verließ, sagte er zu jenem: "Wenn jetzt dann eine alte Frau kommt, so führe sie ja nicht nach Mautern hinüber." Wirklich erschien bald ein Weiblein und verlangte dringend, über die Donau gebracht zu werden, was ihr aber der Ueberführer entschieden verwehrte. Zur selben Zeit herrschte in Stein und Dürnstein sowie sonst am linken Donauufer die Pest. Weil aber Mautern und seine Umgebung davor verschont blieben, erkannte man, daß jene Frau die Pest gewesen sei, und alle dankten dem Förthofer Fergen, daß er durch die Verweigerung der Ueberfahrt das Mauterner Gebiet vor der schrecklichen Seuche gerettet habe.
(Eine ähnliche Sage ist von Weißenkirchen bekannt.)
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 80, S. 87