Die Schweden vor Hartenstein
Schweden kamen auf ihren Streifzügen durch das Waldviertel auch
vor die Burg Hartenstein. Da sie wegen ihrer geschützten Lage nicht
gleich im ersten Ansturm erobert werden konnte, beschlossen die Feinde,
die Feste durch Aushungern der Besatzung zu bezwingen. Schon hatte diese
alle Lebensmittel bis auf einen Ochsen und eine Katze aufgezehrt, da nahm
der Schloßhauptmann seine letzte Zuflucht zu einer List. Er ließ
die Katze töten und eine mit ihrem Blute bestrichene Kuhhaut über
die Mauer hängen. Zugleich brachte man den Ochsen durch Schlagen
und Zwicken zu recht lautem Brüllen, auch eine Windmühle klapperte
heftig, als gäbe es viel Korn zu mahlen. Die Schweden glaubten auf
das hin, den Belagerten würden durch unterirdische Gänge stets
neue Vorräte zugeführt, und hielten die Aushungerung für
aussichtslos. Daher zogen sie wieder ab.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 61, S. 71