Der Spuk im Hause der Glockengießerin

In dem schönen Hause an der Südseite der Margaretenstraße (Nr. 12), das vor mehr als zweihundert Jahren der reichen Frau Sophie Molilor, Witwe nach dem berühmten Kremser Geschütz- und Glockengießer Prininger gehörte, ging es nicht immer ganz richtig zu. Es soll sich einst darin eine Margarentenkapelle befunden haben und vor dieser konnte man oft ein ganz sonderbares Tier sehen, das ungefähr wie ein Rehbock ausgesehen hat. Im Keller bei den Holzgewölben erschien den Holzschneidern immer ein roter Mann und über der Mistgrube sahen viele häufig ein Licht, weil auf ihrem Grunde ein Schatz vergraben liege. Auf der Stiege zum zweiten Stockwerke befindet sich eine Nische, in welcher eine Heiligenstatue sleht. Dahinter sollen gar zwölf Menschen begraben sein. Auch tief unten im Schachte des ehemaligen Hausbrunnen könne man, wie manche bestimmt glauben, viele Menschenknochen sehen, und zwar Schädeln und ganze Skelette. Von diesem Hause, heißt es schließlich, gehen so wie von der Burg unterirdische Gänge weg, einer darunter sogar unter der Donau bis nach Göttweig.

Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 105, S. 105f