Die Teufelsverschreibung des Krämers
Einst reiste ein Krämer mit seinem vollbeladenen Esel vom Markte Aggsbach gegen Krems hinab. Bei St. Michael blieb dort, wo sich neben der Straße die hohen Felsen erheben, das Lasttier auf einmal stehen und war trotz allen Schlagens mehr weiter zu bringen. Ja es stürzte sogar zusammen. Der Krämer wußte sich nicht zu helfen und begann furchtbar zu fluchen. Im nächsten Augenblicke hörte er ein gewaltiges Sausen und der Leibhaftige stand vor ihm. Dieser fragte, was der Händler denn habe. Derselbe brachte den Mut auf, dem Teufel sein Leid zu klagen, welcher sogleich versprach, den Esel wieder so gesund zu machen, daß er ihn zeitlebens benützen könne. Der Händler selbst werde überdies sehr reich werden, nur müsse er mit seinem Blute eine Schrift unterfertigen. Der geldgierige Krämer machte dies ohne Zaudern und der Teufel verschwand mit der Urkunde.
Blick von St. Michael auf die Donau, Wachau
ein seltenes Beispiel einer Wehrkirche
© Wolfgang
Morscher, 2. August 2005
Der Esel stand nun sofort auf, die Handelsfahrt ging weiter und brachte
großen Gewinn. Auch bei allen anderen Unternehmungen hatte der Krämer
Glück und wurde immer reicher. Als er aber alt war, wurde ihm vor
dem Sterben sehr bange, darum ging er zum berühmten Einsiedler auf
der Pankrazkapelle in Burg bei Gossam. Diesem erzählte er sein Erlebnis
mit dem Teufel und bat inständig um Rat und Hilfe. Er erhielt von
ihm ein Stück geweihte Kreide sowie die Weisung, er solle zu derselben
Stelle bei St. Michael gehen, dort mit der Kreide einen Kreis ziehen,
sich hineinstellen und den Teufel rufen. Der Alte befolgte das Alles genau;
der Teufel erschien auch wirklich und wollte sich auf ihn stürzen.
Doch der Krämer rief ihm zu: "Du kannst mir nichts anhaben,
ich stehe im Geweihten." Mit Fluchen verschwand darauf der Höllenfürst
und der Krämer war gerettet. Er starb eines seligen Todes.
Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 48, S. 58f