Die Tuchnerklippen bei Gossam

Zu Burg im einsamen Waldtale hinter Gossam hauste einst bei der St. Pankcazkapelle im verfallenen Bergschlößchen ein frommer Einsiedler, welcher in der ganzen Wachau wegen seiner vielen Guttaten sehr verehrt wurde. Zur selben Zeit lebte unfern davon ein reicher Tuchmacher, namens Klaus, Der gottlose Mann begnügte sich in seinem Geize nicht mit den blühenden Handel, sondern wucherte auch arg mit Geld und trieb alle Schulden aufs hartherzigste ein. Als er einmal eine arme Witwe um ihr Haus gebracht hatte, machte ihm der Einsiedler schwere Vorwürfe. Wütend jagte diesen der Tuchmacher mit der Peitsche fort.

Bald darauf bot Klaus auf dem Jahrmarkte in Spitz seine Waren feil, machte aber wenig Geschäft und beschimpfte deshalb die umstehenden Leute. Sie verklagten ihn vor dem Marktrichter und der verurteilte den Tuchmacher zu einer großen Geldstrafe. Voll Erbitterung kehrte Klaus mit seinem vollbepackten Pferde heimwärts, wobei er auf das arme Tier unbarmherzig einschlug. Plötzlich brach ein heftiges Gewitter los und ein Blitzstrahl streckte das Pferd zu Boden. Das kleine Felbringbächlein schwoll zu einem tobenden Wildbach an und schwemmte die Warenballen davon. Einige erhaschte der Tuchmacher noch und schleppte sie mühsam auf dem Rücken weiter. Bei der Zelle des Einsiedlers konnte er nimmer von der Stelle. Da rief er den Satan um Hilfe und wünschte seine Waren zu Stein. Als dieser sofort vor ihm stand, packte den Händler doch das Grauen und er schrie flehentlich nach dem Klausner. Es war aber zu spät, der Teufel verwandelte den Frevler und seine Tuchballen in Stein. Lange waren diese Tuchnerklippen auf dem Kapellenwege zu sehen und den Geist des Klaus, mit seinen Ballen beladen, kann man bei schweren Gewittern noch jetzt gegen den Jauerling hinauf reiten sehen. Er findet bis zum jüngsten Tage keine Ruhe.

Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 14, S. 23f