Heiligenblut
Kundt und" offenbahr sey allermenikhlich
Wie daß hochwürtige Sacrament und das Haillig Bluett hie bey den Gegenwertigen Gotteshauß erfunden worden isEs ist auf ein Zeit geschehen, dass ein Dieb zu Waytten ist ausgeritten
und hat im Hantschuoach geführt daß Haillig Sakrament, und
da er kommen ist an statt, da jetzt dass Haillig Bluett und dises gegenwertige
Gotteshauß und Kapelln ist, daß Roß stüll gestanden,
unsd hat nicht friherer wollen gehen und der Dieb ist gezürnt, und
hat das Roß im griemen fast angestochen zu bayden Saitten. Darweil
seint der Akhers
Leuth von Wunderswegen zegetroffen dem Dieb zu hilf, und haben daß
Roß mit mühe wollen von dieser Statt bringen da hats angehebt
zum wüetten und springen, dass das haillig Sacrament von den Dieben
auf das Erdreich gefallen ist, und hat sich Niamants aufheben lassen wollen,
und das Roß ist mit dem Dieb Lauffendt worden, und ist Nimmermehr
gehen Weytten noch zu seinen Weib und Kindern komen, hat auch Niamands
wieder erfahren wo er hinkommen sey.
Heiligenblut, Niederösterreich
Luftaufnahme
© Barth
Erwin
Darnach ist eine Edle wohlgeborene Frau komen ghaißen
Schegckhin hat auch das Wunder wollen beschauen und sie schaut das Zeichen
von Gott sey geschehen und die Frau hat ihren Schaubhuett genommen und
den über das haillig Hochwürdig Sacrament gedekht und hat von
stundt an nach der würdigen Priessterschafft geschikht und Sie ist
so lange vor hailligen Sacrament knyet, biß daß die Priessterschafft
ist komen und habens da mit grosse Freude und Lobgesang erhebt daß
hochwürdig Sacrament und habens da in ein Monstransn getan und hernach
hat die die genannte Edle Frau Schegckhin die Capelln gebaud an der derselbigen
statt von Ihrem eigenen Guat zu Lob und Ehr dem hailligen Bluatt Daryber
ist zu erkennen wie der Allmechtig Gott sein göttliche Mächtigkeit
er zaigt hat, hie an der statt vill Wunder und Zaichen gethan und sich
von des Dieben Händen erledigt hat, darneben ist zu merkhen, wie der
Allmechtig Gott ihm die statt zu seinem Wissen und ainer Wohnung zugaignet
hat hiefür ewighlichen und er will hier allen denen, die
daß begehren, sein Göttliche Gnad erzeigen und er will sein
die haillige Barmherzigkeit allen denen austheillen die herkommen, oder
die des vorscheindt ihres Herzens begehren des hilf unser Herr Jesus Christus
in daß
ewig Himmelreich in des Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen
Geistes amen.
Geschehen des aintausend vierhundert aifften Jahr
1411
Kirche Heiligenblut, Niederösterreich
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Erwin
Information:
Heiligenblut NÖ
Heiligenblut, Waldviertel, Niederösterreich
© Barth
Erwin
Entstehungsgeschichte:
Der Text wurde von der SAGEN.at-Redaktion gestrichen.
Gegenüber der Pfarrkirche steht die sogenannte Ursprungskapelle.
Der Ort Heiligenblut wird erstmals urkundlich 1426 erwähnt.
Quelle: Email-Zusendung von Erwin
Barth, 20. Juli 2002