Das Hungerbründl zu Gmünd
In geringer Entfernung der Stadt Gmünd im Waldviertel befindet sich im Walde, auf einer Anhöhe in thronender Lage, ein mächtiger Granitblock, der oben mehrere künstliche Vertiefungen, darunter auch ein sehr großes Becken, das in der Regel das ganze Jahr hindurch "Wasser enthält, und als heilsam gilt, weil der Sage nach einst Maria das Christuskind trinken ließ. - Die Vertiefungen im Steine sollen aber Schuhabdrücke des Heiligen Christoph sein, der einmal über den Felsen hinwegschritt. Der Schalenstein ist sowohl unter dem Namen Marien- bzw. Jungfrauen- oder Bründlstein bekannt, wie auch als Christus- oder Christophstein. - An das große Becken am Steine, das ungefähr einen alten "Wiener Eimer "Wasser faßt, knüpft sich nun die Meinung, daß, wenn hier das "Wasser austrocknet, dies eine kommende große Hungersnot anzeigt. Man hat es also in dem Falle mit einem sogenannten "Hungerbrünndl" zu tun, wie solche anderenorts auch aus dem Boden emporquellen, wobei es immer heißt, daß, wenn das Wasser zunimmt, Krankheiten und damit Hungersnöte ins Land kommen.
Quelle: Kießling, Franz: Frau Saga im niederösterreichischen Waldviertel, (Bd. I-IX) 1924-1930. Bd. 4