32. Die erschlagene Hexe.
Einem Bauern wurde fast jede Nacht aus seiner Vorratskammer Futter gestohlen. Einst passten mehrere Bauern auf; sie wollten den Dieb fangen. Da, um Mitternacht, stürmte plötzlich eine Sau in den Hof, sprengte die Tür zur Vorratskammer auf, fraß sich voll und nahm noch ein Maul voll Futter mit. So schnell, wie die Sau gekommen war, lief sie wieder davon. Einige Beherzte nahmen sich vor, dieses Tier bei nächster Gelegenheit zu töten. Mit Mistgabeln bewaffnet, harrten sie auf das Wiederkommen des Tieres.
Da, wieder um Mitternacht, stürmte das Vieh zum Tore herein. Die mutigen Männer aber sprangen herzu und erstachen das Tier mit ihren Waffen. Die Sau ließen sie liegen und machten sich auf den Heimweg.
Am nächsten Morgen war das tote Vieh verschwunden. Ein altes Weib aber, das im Dorfe schon lange als Hexe verrufen war, lag tot in ihrem Bette. Ihr Körper wies genau an jenen Stellen Stiche auf, an denen auch die Sau zu Tode gestochen wurde.
Obl. Kurt v. Linthoudt, Schönkirchen nach Frl. Maria Backl, Schönkirchen;
Quelle: Sagen, Schwänke und andere Volkserzählungen aus dem Bezirk Gänserndorf.
Hans Hörler, Heinrich Bolek, Gesammelt von der Lehrerschaft des Bezirkes Gänserndorf 1951. Neuauflage 1967.
Für SAGEN.at aufbereitet 2024 von Norbert Steinwendner, 4300 Sankt Valentin, Niederösterreich.