DAS VERSCHWUNDENE DORF
In den Donauniederungen in der Nähe von Schmida befand sich einst der heute abgekommene Ort Kreuzenlau. Die Einwohner lebten zum größten Teil vom Fischfang. Manche betrieben auch Ackerbau und andere wieder verkauften das Holz, das sie in der Au schlägerten. So hatten die Kreuzenlauer keinen Hunger zu leiden.
Da das Dorf zur Pfarre Hausleiten gehörte, mussten die Bewohner jeden Sonntag einen weiten Weg zurücklegen. Anfangs kamen noch alle Kreuzenlauer Sonntag für Sonntag nach Hausleiten in die Kirche. Sie scheuten keine Mühe, um den langen Weg zum Gotteshaus hoch am Wagram auf sich zu nehmen. Doch allmählich wurden sie bequemer, zuerst blieben einzelne zu Hause, später wurden es immer mehr, denen der Kirchgang zu beschwerlich war. Der Pfarrer bemerkte auch bald die leeren Bänke und ging dann rasch nach Kreuzenlau, um die Bauern dort zu mahnen. Diese hatten jedoch nichts Besseres zu tun, als am Sonntag zu tanzen und zu feiern und verhöhnten den Gottesmann. Er warnte sie noch vor der Strafe Gottes, die sie bald ereilen würde. Doch die Bauern setzten ihr Treiben völlig unbekümmert fort und nahmen von der mahnenden Stimme des Pfarrers keinerlei Notiz.
Völlig unerwartet trat wenig später in einer Sonntagsnacht
die breite Donau über ihre Ufer. Die rasch ansteigenden Wassermassen
überraschten die Bauern im Schlaf. Sie hatten keine Möglichkeit
zu fliehen und ertranken mitsamt ihrem Vieh in den Donaufluten, die den
ganzen Ort wegrissen. So waren die warnenden Worte des Pfarres wahr geworden.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 146