DER VOGT VON FÜNFKIRCHEN
Als die Bauern noch Leibeigene waren, waltete in Fünfkirchen nahe Drasenhofen ein grausamer Vogt seines Amtes. Als er um das Ende des 18. Jahrhunderts starb, wurde sein Leichnam in der Gruft der Kirche zu Drasenhofen beigesetzt. Hier soll nun der unruhige Geist des Wüterichs zu mitternächtlicher Stunde wieder in seine irdische Hülle gefahren sein und als unerlöster "feuriger Mann" so manchen Fuhrwerker belästigt haben.
Die Bevölkerung lebte in großer Angst und begehrte die Entfernung
des Leichnams. Als nun einige wackere Männer daran gingen, den Sarg
zu entfernen, schwebte dieser von selbst wieder zurück. Hierauf versuchten
sie dies bei der anderen Kirchentür. Es geschah dasselbe wie vorher,
der Sarg schien sich nicht aus der Kirche bringen zu lassen. Schlussendlich
entschlossen sie sich, in der Chormauer ein Loch durchzubrechen, um durch
diesen dann den Sarg hinaus zu schieben. Als dies gelang, hoben sie den
Sarg auf einen Pferdewagen und schlugen auf die armen Tiere derart ein,
dass diese bis in den Tennauer Wald liefen. Dort blieben sie bei einem
Teich stehen; an dieser Stelle begrub man auch den Leichnam des grausamen
Vogtes, dessen Geist von nun an nicht mehr gesehen wurde.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 206