DAS SlLBERHORN

Vor vielen Jahrhunderten war der kleine Ort Hornsburg eine große Stadt mit einer großen und mächtigen Burg. Sein Besitzer, ein gütiger Graf, besaß ein silbernes Horn.

Im Jahr 1645, als die Schweden raubend und mordend ins Land zogen, stieß der Burgherr in sein silbernes Horn, um die Seinen zusammen zu rufen. Sogleich versammelten sich seine Leute. Bauern und Knechte und folgten ihm in den Hof seiner Burg. Dort zogen sie die Zugbrücke in die Höhe und verteidigten die Burg mit all ihren Kräften. Doch der Schwed' war auch diesmal stärker. Nach langen erbitterten Kämpfen mussten sich die Belagerten schließlich doch geschlagen geben. Darauf steckten die Feinde die Burg in Brand. Dem Grafen blieb nichts anderes übrig, als mit seinen Getreuen durch einen unterirdischen Gang zu fliehen und das Weite zu suchen, um nicht in die Hände der Feinde zu fallen. Das einzige, was er retten konnte, war sein silbernes Horn. Burg und Stadt wurden von den Feinden dem Erdboden gänzlich gleichgemacht.

Nur mehr im Namen Hornsburg lebt die Erinnerung an jene schwere Zeiten und an den Burgherrn bis in unsere Tage weiter.

Aus jenen Tagen der Schwedenkriege ist noch folgender alte Schwedenreim überliefert:

"Da Schwed wird kema,
Wird d'Leut mitnehma,
Wird d'Fenster einschlog'n,
Und's Blei davontrog'n,
Wird Kug'ln draus goiß'n.
Und d' Kinder niedaschoiß'n!
Kinderl, Kinderl bet,
Moring kimt da Scbwed! "

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 169