DAS TRAGERL

Von den Leuten in der Gegend von Herrenbaumgarten erzählte man sich, dass manche von ihnen einen dienstbaren Geist in Gestalt eines kleinen Teufels hatten, quasi eine Art von tragbarem "Taschenteufel".

Auf recht umständliche und komplizierte Art und Weise konnte jeder in den Besitz so eines kleinen Teufelchens kommen: Man musste das siebente Ei einer schwarzen Henne sieben Tage lang ununterbrochen unter der linken Achsel tragen. Dann erschien am siebenten Tag ein kleiner Teufel, der einem seine Dienste anbot. Dafür hatte dann der Besitzer des Teufelchens nach seinem Tod seine Seele dem Beizebub zu geben. Verschenkte aber der Besitzer des Teufels in listiger Weise denselbigen an eine andere Person, so galt für diesen dieselbe Abmachung. Dieses Spiel konnte man aber nur siebenmal machen. Den siebenten erwischte es mit Sicherheit. Er starb meist eines unnatürlichen Todes, sodass der Teufel seiner Seele sicher sein konnte.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 201