DER WASSERKRUG VON DER HOCHZEIT VON KANA
Bei der Hochzeit von Kana verwandelte Christus, als der Wein zu wenig wurde, Wasser in guten Wein. In Ernstbrunn, dem alten Marktflecken mit dem mächtigen Schloss weit außerhalb des Ortes, soll einer jener Krüge noch heute aufbewahrt sein.
Man erzählt, dass der Kaiser den damaligen Schlossherrn von Ernstbrunn, Graf Joachim von Sinzendorf, in einer wichtigen Sache zu Sultan Amurek III. nach Konstantinopel geschickt hatte. Der Sinzendorfer erwarb dort einen jener sechs steinernen Wasserkrüge, die einst Mustapha Pascha von Cypern nach Konstantinopel bringen hatte lassen.
Als Graf Sinzendorf wieder zurück in seiner Heimat war, erfuhr der
Kaiser vom kostbaren Wasserkrug, den der Graf von seiner Reise mitgebracht
hatte. Sogleich schickte er einen Gesandten nach Ernstbrunn, der dem Sinzendorfer
für den Krug soviel Gold bot, wie der Krug fassen konnte. Als der
Krug nun tatsächlich bis oben hin mit Goldstücken gefüllt
war, lockte der Graf unter einem Vorwand den Gesandten des Kaisers in
ein anderes Zimmer und befahl seinen Leuten, den Krug rasch an einem geheimen
Ort des Schlosses zu vergraben. Bis heute wurde der Krug nicht wieder
gefunden, manche meinen, es gäbe sogar noch einen zweiten Schatz.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 184