DIE HUSSITEN IN ZlSTERSDORF
Im 15. Jahrhundert wurden große Teile des Weinviertels von den Hussiten heimgesucht. Sie drangen in Dörfer und Städte ein, raubten die Bevölkerung aus, quälten und peinigten sie, ehe sie weiter zogen. Bis in unsere Tage sitzt die Erinnerung an diese schweren Zeiten noch im Gedächtnis. Besonders grauenvoll waren die Ereignisse in Zistersdorf.
Hierher kamen die Hussiten gleich zu Beginn ihrer kriegerischen Übergriffe und belagerten Zistersdorf neun Jahre lang. Sie behandelten die Bevölkerung auf das Grausamste. Schon glaubte diese, das Ärgste überstanden zu haben, da rief der Anführer der Hussiten, Hlavil, die Zistersdorfer zusammen: "Ihr seid doch Freunde des Tanzes, d'rum sollt ihr vor meinem Abzug noch tanzen!" Nach diesen höhnischen Worten befahl er seinen Soldaten, die Leute auf die Gaiselberger Höhe zu treiben und dort deren Fußsohlen blutig zu peitschen. Er ließ Musikanten aufspielen und befahl den Gepeitschten und Geschlagenen so lange zu tanzen, bis sie umfielen. Als er eine Zeitlang zugesehen hatte und sich schon alle Gepeinigten vor Schmerzen am Boden wälzten, zog er mit seinen Mannen lachend und spottend ab.
Zehn Jahre später erschien an jener Stelle, wo einst die gedemütigten
Zistersdorfer tanzen mussten, ein wahnsinniger Bettler. Als er zu tanzen
begann, erkannte die Bevölkerung sofort Hlavil, den einstigen Anführer
der Hussiten, den die Strafe Gottes noch zu Lebzeiten ereilt hatte.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 217