DIE STEINMETZE VON ZOGELSDORF
Der alte Ort Zogelsdorf ist seit alters her bekannt für die Steinmetze, die in zahlreichen Steinbrüchen den "Weißen Stein" abbauten. Berühmte Familien gingen aus dem Ort und aus der benachbarten Stadt Eggenburg hervor. Manche von ihnen brachten es bis zum Dombaumeister zu St. Stephan in Wien. Über Jahrhunderte hin gaben sie von Generation zu Generation ihr Wissen weiter und arbeiteten bei ihrer anstrengenden Arbeit stets zusammen.
Über die Steinbrüche wurde einst von geheimnisvollen Überschwemmungen berichtet. Alle 25 Jahre setzten unterirdische Quellen die Brüche teilweise unter Wasser. Man meinte, das Wasser käme aus einem See, der einst das ganze Horner Becken gefüllt hatte. Dieses Wasser, so glaubten die Alten, sei in einer unterirdischen Höhlung verschwunden, wo es dann zeitweise brodle und rumore, so dass dann der unterirdische Kessel überläuft.
Früher gab es in der Gegend noch große, zusammenhängende
Wälder, die von Wölfen und anderen wilden Tieren und bewohnt
wurden. So taten sich die Steinmetze zusammen, wenn sie des morgens in
die zahlreichen Brüche zur Arbeit gingen. Auch abends gingen sie
immer gemeinsam nach Hause und machten mit ihren Werkzeugen großen
Lärm, um die hungrigen Wölfe zu vertreiben. Eines Abends aber
verspätete sich einer der Steinmetze in seinem Bruch und folgte dann
eilends seinen Leuten. Doch da brach auch schon die Dunkelheit ein und
er befand sich ganz alleine mitten im Wald. Er war noch gar nicht weit
gekommen, kamen schon die ersten Wölfe aus dem Dickicht hervor. Nur
mit Mühe konnte er sich auf einen hohen Baum retten. Dort blieb er
im Wipfel die ganze Nacht bis zum nächsten Morgen, bis ihn dann die
anderen Steinmetze auf ihrem Weg in die Brüche wieder herunter holten.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 39