DAS GELDHÄFENLÖCHL
In der "Klosterzeile" waren zwei Hauer, die gegenseitig Schwestern zu Ehewirtinnen hatten und welche zusammen sehr gut wirtschafteten, da sie alle Arbeiten für die Klosterweingärten besorgten. Hinter den beiden Häusern befand sich noch ein Grund, welcher, als Hausgarten dienlich, dem Kloster gehörte,. Als nun die Türken (mehrere Varianten besagen, aber recht hartnäckig und vielleicht nicht mit Unrecht, die Schweden) ins Land kamen, vergruben die zwei um ihre Ersparnisse recht besorgten Ehefrauen,, ohne Wissen ihrer Männer, ihre ersparten Silberlinge. Damit aber der Feind das Geld nicht finden könne, verbarg die eine Frau, wieder ohne Wissen der anderen, ihr Geld nicht im eigenen Hausgrund, sondern in dem Teil des Schwagers. Die andere Frau aber vergrub das Geld ihres Mannes im eigenen Hausgarten. Nach dem Wegzuge der Feinde wollten nun die so vorsichtigen Frauen ihren Reichtum wieder beheben. Die eine fand auch ihr Geld im eigenen Grunde, die andere aber in dem fremden Grunde nichts mehr. Darüber entstand zwischen beiden ein großer Streit und die Bezeichnung des Hauses als "Geldhäfenlöchl", welche Bezeichnung sich bis in unsere Zeit, trotzdem die "Klosterzeile" in Baden schon längst verbaut, erhalten hat.
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer
Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 32