DER HEXENTANZ IN DER FELBERAU

Es war einmal in Baden ein armer Musikant, der immer seinen Weg durch die große Felberau auf der Braiten nehmen mußte, wenn er von Dörfern, wo er zu Tanz und Hochzeiten musizierte, nach Hause wollte, und da sah er jedesmal, wenn der Mond schien, wie die Hexen sich dort unter einer großen Weide unterhielten und sich gütlich taten.

Eines Abends, als die Hexen gerade wieder um den Baum herumtanzten und er sich wieder furchtsam vorbeischleichen wollte, stürmte die unheimliche Schar plötzlich auf ihn zu, packte ihn behende und flugs saß er, er wußte nicht wie, auf der Weide, wo er lustige Stücklein aufspielen mußte. Dafür bekam er Gebratenes und Gebackenes nach Herzenslust und so trieben sie es des öfteren mit ihm.

Einmal wurde es ihm denn doch zu arg und um ihrer .los zu werden, wollte er nicht mehr - umsonst den Hexen etwas vorfiedeln. Da taten dieselben besonders freundlich und jede gab ihm einen guten Taler, und sogar alles das, was er nicht vertilgen konnte, schob man ihm lachend in die Taschen. Freudig stürmte er nach diesem einträglichen Hexentanz nach Hause und als er des nächsten Morgens nach seinen Schätzen langte, da hatte er statt der Taler Glasscherben und statt dem Eßzeuge nur Krötenfüße und Schlangenköpfe in den Taschen.

Als der Musikant nach langer Zeit wieder einmal bei der verhängnisvollen Weide vorbei mußte, da faßte er, den festen Vorsatz, für das Teufelsgesindel nicht mehr zu spielen, da er den Streich, den es ihm gespielt hatte, nicht verschmerzen konnte. Doch kaum ward er der Hexenschar ansichtig, so saß er schon wieder auf dem verdammten Baume und sollte zum Tanze aufspielen, was er aber entschieden verweigerte. Da fielen die Hexen wütend über ihn her, prügelten ihn halbtot und warfen ihn zu guterletzt noch in den Bach, und als er, jämmerlich zerschlagen, aus seinem nassen Bette stieg, da schrieen ihm die Hexen noch nach, er möge sich nie mehr nach dem Gebetläuten auf der Straße blicken lassen, sonst sei es um sein Leben geschehen.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 26