DIE LEGENDE VON MARIA-LANZENDORF
Die Entstehung dieser Kapelle auf der Heide, welche sie zur allerältesten Kirche Österreichs macht, ist auch in den Gedächtnistafeln, die an den Außenwänden der Kapelle gemalt sind, dargestellt. Soll der hl. Lukas gerade auf diesem Platze, als er von Dalmatien nach Italien reiste, um das Jahr 70 den Markomannen das Evangelium gepredigt haben und Artur Prinz aus Britannien, welcher ein Christ war, im Jahre 508 zum Andenken dieses Evangelisten, indem er einen Stein fand, auf welchem geschrieben stand, daß St. Lukas hier gepredigt hat, eine Kapelle erbaut haben, die im dritten Monat und achten Tag dieses Jahres 509 von dem Erzbischofe von Lorch eingeweiht wurde. Nachdem kurz darauf diese Kapelle von den Heiden zerstört wurde, soll sie 539 durch die Prinzessin Ehrentrud aus dem Stamme fränkischer Könige wieder erbaut, späterhin wiederholt zerstört, dann aber von Karl dem Großen nach Besiegung der Avaren binnen 60 Tagen im Jahre 791 wieder aufgebaut und von diesem Fürsten mit eigener Hand das Bild der schmerzhaften Muttergottes, welches er allezeit mit sich in den Krieg nahm, auf den Altar gesetzt worden sein. Endlich soll Herzog Leopold VI. der Tugendhafte im Jahre 1191 sein blutiges Kleid, sein Schwert und seine Lanze der Muttergottes hier zum Danke, daß er glücklich aus Palästina nach der Eroberung der Stadt Ptolemais zurückgekehrt sei, geschenkt haben; zu welchem Gnadenbilde dann Lukas Kilian Rausch, der den vorgedachten Herzog nach , Palästina begleitet hatte, alljährlich mit einer von ihm gestifteten Gesellschaft hieher wallfahrte. Im Jahre 1683 , wurde die kleine Kapelle auf der Heide von den Türken beraubt und sie verbrannten auch das uralte Gnadenbild.
Kommentar: (Schweikhart.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924,
Band II, S. 44