DIE TEUFELSBESCHWÖRUNG AM STARHEMBERG

In der Annenkapelle spielte 1574 sich eine Teufelsbeschwörung ab. Sie ging mit dem ganzen Ernste einer chirurgischen Operation vor sich. Die Leidende hieß Veronika Steiner, war geboren in Leibnitz und Dienstmädchen bei den Herren von Taxis auf Starhemberg; der Operateur war der Jesuit Johann Nikolaus Brabanter aus Wien, der Berichterstatter der Theologiestudent Sebastian Khüller aus St. Florian bei Görz, die Zeit der 15. und 16. November und der Erfolg in Wirkung auf die Besessene und den Teufel, wie in Nachwirkung auf die Zuschauer vom religiösen Standpunkte aus, sehr erfreulich.

Die Bedauernswerte hatte in Graz unter dem Einflüsse des Lehrers Georg N. (wahrscheinlich war es Khuen) in der sogenannten Stiftsschule gestanden und war teilweise lutherisch geworden. Im Dienste auf Starhemberg peinigte ihr Inneres der Gegenstand zwischen "Altglauben-" und "Neuglaubentum" und machte sie verrückt oder sie tat so. Nachdem sie drei Tage hindurch bald recht christlich, bald recht unchristlich sich aufgeführt, wollten das die Herren Ferdinand und Philipp von Taxis nicht länger mit ansehen, sondern suchten beim Jesuitenprovinzial Dr. Johann Magius in Wien Abhilfe. Der gab ihnen den genannten Brabanten mit und dieser operierte vor einem größeren Zuschauerkreise in der Schloßkapelle. Zuerst gingen vier Teufel ab und mit solchem Gestank von Pech und Schwefel, daß eine Kindsfrau in Ohnmacht fiel und sogar Männern übel wurde. Allein es waren noch mehr drinnen. Der Beschwörer zwang sie zu antworten (und sie taten es wohl durch das Mädchen). "Wenn die Veronika," sagte der eine, "nicht wieder katholisch geworden wäre, hätten wir sie geschont, weil sie ohnehin uns gehörte, weil sie aber" usw. Nun wurde die Beschwörungsdosis verstärkt; die Person schwoll an Brust und Hals auf, weil das Höllenzeug da oben sich festkrallte; das Mädchen reckte sich'und streckte und krampfte sich bis zur Kugel zusammen, allein der Widerstand der Teufelsbrut war vergeblich und binnen zehn Stunden flogen mehr als 30 böse Geister aus. Jeder von ihnen machte sich den Spaß, Ferdinand von Taxis, der ziemlich weitab eine brennende Kerze hielt, im Vorbeifahren das Licht auszublasen; der letzte ging auch ab, allein am schwersten und als er hinausfuhr, riß er das Altartuch mit allen Geräten herab, trat auf der Sakramentstasche herum und schmiß vom Hofe noch Kiesel auf die staunende Gesellschaft in der Kapelle. Das Mädchen aber kam zu sich, lobte Gott und seinen Diener, schwor sofort das Luthertum ab und drei aus der Gesellschaft, auch Lutheraner, doch nicht besessen, taten dasselbe. Während der Nächte der drei Leidenstage hörte man um die Burg Jägerhörner, ungeachtet keine Jagden abgehalten wurden.


Kommentar: (Becker, Geschichte Hernstein.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 51