DAS TEUFELSLOCH IN DER SCHWECHAT

Es war einmal eine Zeit, wo man noch nicht schreiben konnte. In dieser kam das Schwefelwasser siedend heiß aus der Erde. Um die Geister der Unterwelt nicht zu erzürnen, opferte man den Göttern. Dies verdroß aber den Teufel, er war allen Gebeten abhold. Um nun zu verhindern, das dies so fortgehe, bohrte er bei dem Urteilsteine im Aubach (Schwechat) ein tiefes Loch. Damit lief das Wasser in die heiße Höhle, aus der das heiße Wasser in Baden emporstieg. Damit verschwand auch das Wunder am Kochkessel des Landes. Alle frommen Gebete hörten von selbst auf, weil das Wasser nicht mehr siedend heiß, sondern nur lau geworden war. Der hinterlistige Teufel hatte nun sein Ziel erreicht.

Alle Leute waren wie versessen, im lauen Wasser zu baden. Unter den Bäumen ertönte fortan nur Singen und Lachen und allerlei Zechgelage. Der Teufel hatte seinen Zweck erreicht. Baden gehörte nun ihm.


Kommentar: (Gustav Calliano.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 20