DES TEUFELS LUFTFAHRT NACH BADEN

Zwei Fuhrleute fuhren einst um Mitternacht von Wien nach Baden und schimpften gar fürchterlich, da sie mit ihren Wagen nicht vom Flecke kamen. Der Weg war zu schlecht und die armen Pferde konnten nicht mehr vorwärts. Die Fuhrleute riefen daher in ihrer Verzweiflung den Teufel, damit er sie weiter bringe, und dieser erschien sofort und sagte, er brächte sie bis eins nach Baden, doch was um eins dort sei, gehöre der Hölle. Da lachten die Fuhrleute, denn es mußte bald eins sein, der Teufel hob das ganze Gefährte auf und trug es mit Sturmeseile nach Baden. Schon waren die Pferde unter dem Stadttore, als die Glocke der nahen Kirche, vom Winde bewegt, einen Schlag tat, und der Teufel war zur Freude der Fuhrleute verschwunden. Da schlug die Turmuhr eins, und als die Fuhrleute nun ohne Teufel weiterfahren wollten, sahen sie erst, daß derselbe die Pferde geholt, denn diese waren um ein Uhr schon in Baden, der Wagen aber mit den bestürzten Insassen noch nicht.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 19