II. Wundersame Geschichten.
3. Von heiligen Zeiten.
4. Sonntag und Feierabend.
*314. Ein frommer Halterknabe mußte auf dem Richtberg auch am Sonntag Schafe hüten und wäre doch so gerne in die Kirche gegangen. Da liefen an einem Sonntag seine Tiere einem hohen Baum zu, der in der Mitte einer runden Waldwiese stand und umkreisten ihn. Der Hirte kniete nieder, denn unter dem Baume ertönte wunderbare Musik und von jedem Blatte strahlte ein Lichtlein. Von nun an hatte der Hirte an jedem Sonn- und Feiertag seine Andacht beim Wunderbaum. Der steht noch, ist aber verdorrt.
*315. Vor vielen Jahren mähten zur Zeit der Grummetmahd drei Mäher an einem Samstag eine Wiese bei Adlwang. Als die Feierglocke ertönte, hörte der eine von ihnen auf und war nicht zum Weiterarbeiten zu bewegen, weil die Feierstunde am Samstag der Muttergottes gehöre. Er ging heim, um daheim bei dem am Samstag üblichen Rosenkranz nicht zu fehlen, während die beiden anderen weitermähten und ihr Wiesenstück vollendeten. Als der Mann am Montag früh seinen Teil auf der Wiese fertigmahte, fand er im Gras ein Goldstück, es war ein Geschenk Mariens. Dies wurde der Anlaß, daß nach dem Abschluß der Feldarbeit an den drei Samstagen nach Micheli die Wallfahrten zur Gnadenmutter in Adlwang üblich wurden und daß diese drei Tage den Namen "Die goldenen Samstage" bekamen. Die Wallfahrt setzte 1785 ein, früher war sie nach Magdalenaberg erfolgt.
*316. Nach einer anderen Überlieferung ging ein Priester mit dem Allerheiligsten zu einem Kranken und kam bei zwei Knechten vorbei, die auf dem Felde arbeiteten. Der eine arbeitete weiter, der andere aber begleitete das Allerheiligste. Als er zurückkam, fand er zum Lohn für seine Andacht ein Geldstück auf dem Felde. Zur Erinnerung entstanden die goldenen Samstage in Adlwang, Dörnbach und anderen Wallfahrtsorten.
*317. Ein lutherischer Bauer arbeitete an einem Frauentage auf dem Felde, von da an erschien ihm die Mutter Gottes, sooft er aufs Feld kam und er fand keine Ruhe. Er errichtete die Mariensäule am Fußwege Kirchdorf-Schlierbach und wurde katholisch.
*318. In einer Samstagnacht gingen zwei Knechte Krebse fangen. Sie fingen aber nichts und begannen zu schelten. Ganz zuletzt fingen sie einen Krebs und steckten ihn in das Säckel, das sie mit hatten. Auf dem Heimweg aber wurde der Krebs größer und größer, so daß das Sackel schon fast zu klein wurde. Sie warfen es weg und liefen davon.
319. Ein Wallfahrerschiff geriet auf der Fahrt nach Maria Taferl im Struden in ein schweres Unwetter. Der Vorbeter fragte, ob niemand etwas Unrechtes getan habe. Eine Bäuerin erinnerte sich, am hochheiligen Pfingstsonntag ihre Schürze genäht zu haben. Wie man diese über Bord warf, hörte der Sturm auf.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 366 - 367
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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