11. Von Hexen und von Zauberei.
1. Hexenzauber.
h) Hexentod und Hexenbegräbnis.
*162. Eine Bäuerin zu St. Martin im Mühlkreis hatte ihrem eigenen Sohn das Vieh verhext. Der Abdecker von Gramastetten fand haarigen Unrat unter der Stallbruckn und bannte den Zauber. Als es mit der Hexe zu Ende ging, lief ihr Mann um einen Geistlichen. Der sagte traurig: "Es ist zu spät. Sie weiß ohnedies ihren Weg."
163. Ein Bauer in Oberpuch bei Kleinmünchen wurde um Mitternacht durch Lärm im Stall geweckt und ging nachschauen. Als er zurückkam, lag statt seiner Frau ein alter Besen im Bett. Sie hatte sich als Hexe dem Teufel verschrieben und er hatte sie in den Brunnen geworfen. Seither hörte man in der Tiefe des Brunnens Jammern und Schreien. Ein mutiger Knecht holte die Leiche herauf. Sie wurde außerhalb des Friedhofes begraben, der Teufel aber grub sie nachts immer wieder aus, bis man sie endlich tief im Walde in einen Sumpf versenkte. Aber auch da fand sie nicht Ruhe und muß umgehen. Nach einer anderen Erzählung wurde die Hexe im Friedhof begraben, drei Nächte hintereinander scharrte sie der Teufel aus, in der vierten Nacht begrub man sie im Wald, wo sie ihre Ruhe fand.
164. Eine Bäuerin in Königswiesen hielt es zehn Jahre mit dem Teufel. Einmal in der Mettennacht blieben nur Bauer und Bäuerin daheim und legten sich schlafen. Bald weckte sie ein Gepolter im Stall. Trotz der Bitte der Bäuerin ging der Bauer in den Stall, fand alles in Ordnung, nur die Rösser waren scheu und unruhig. Als er zurückkam, hörte er die Haustüre zuschlagen, im Vorhaus lag die Bäuerin in Fetzen zerrissen, der Teufel hatte sie geholt. Im Bett lag statt ihrer Stallbesen und Stallkittel.
165. In Haigermoos lebte ein Bettelweib, das viel Geld hatte und doch betteln ging. In der Predigt hatte sie ein Seelsorger d' Brotbrechl genannt und der Name blieb ihr. Als sie zum Sterben war, konnte sie nicht ersterben und mußte lange ziehen. Plötzlich war das Zimmer so voller Fledermäuse, daß sich die Anwesenden nicht zu helfen wußten. Mit einmal waren sie weg, mit ihnen auch die Brotbrechl. Das war aber bei hellem Tage geschehen.
*166. Eine Hexentochter wurde eine ehrsame Webersfrau. Eines Tages stand ein Jäger vor der Tür, die Frau stürzte zu ihrem Mann und bat ihn um drei Zwanziger. Weil sie nicht sagte wozu, gab er sie ihr nicht. Lächelnd ging der Jäger fort. Bald darauf starb die Frau und war als Hexe verloren. Die drei Zwanziger hätten sie retten können.
167. Im Katzenhäusel bei Engelhartszell wohnte einst eine Hexe. Als die gestorben war, setzte sich ein schwarzer Kater mit Hufeisen auf die Leiche, es war der Teufel.
Niemand wollte in das Haus ziehen und so blieb das Katzenhäusel lange unbewohnt.
168. Der Mann einer Hexe in der Gegend von Sipbachzell starb. Die Leiche wurde durch die rückwärtige Tür ins Freie getragen und auf den Wagen geladen, an den die beiden Blauschimmel des Hauses angespannt waren. Die Pferde brachten aber den Wagen nicht vom Fleck, sie rissen die Stange und die Deichselkette ab. Man spannte die Pferde aus und ein Nachbar führte mit seinen Pferden den Leichenwagen auf den Sipbachzeller Friedhof. Aber auch diese Pferde hatten stark zu ziehen und schwitzten sehr.
169. Ein Bauer in Walchen war mit dem Teufel verschworen. Wenn ringsum Hagel fiel und Wetterschäden die Ernte vernichteten, blieben seine Felder verschont. Als er starb, konnte man mit der Leiche an der Kreuzsäule an der Straße von Walchen nach Vöcklamarkt nicht vorbei, denn hier hatte der Bauer den Teufel beschworen. Erst als der Dechant kam und betete, brachte man den Leichenwagen weiter. Obwohl das Haus ausgeweiht und die Zauberbücher verbrannt wurden, erkrankte der Sohn, der das Haus übernahm.
170. In Steinhaus wurde eine böse Hexe begraben. Die Pferde wollten aber an der Steinhausmüllerkapelle nicht vorbei. Sie mußten vorübergeweist werden.
171. Eine Gabelmacherin in Kefermarkt galt als Hexe. Nach ihrem Tode erschien sie wiederholt dem Pfarrer und verlangte, im Weinberger Moos begraben zu werden. Er willigte endlich ein; man brauchte jedoch elf Pferde, um sie hinzubringen. Seitdem hatte der Spuk ein Ende. Findet man beim Anlegen eines Wiesengrabens ein halb vermodertes Brett, so heißt es: Das ist ein Sargbrett von der Gabelmacherin.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 184 - 186
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006.
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