11. Von Hexen und von Zauberei.
1. Hexenzauber.
g) Vermeintliches und versuchtes Hexenwerk.
172. Die Wirtstochter am Stein bei Traunkirchen verdankte einem frommen Einsiedler eine große Kenntnis der Heilkräuter. Sie wollte aber in den Ruf geheimer Künste kommen. Und als sie zufällig bemerkte, daß das Gut eines in der Wirtsstube anwesenden Bauern brannte, forderte sie ihn auf, schnell heimzukehren, ohne einzugestehen, daß sie den Brand gesehen. Seither kam sie in den Ruf der Zauberei. Nach der einen Meinung nahm sie aus Verzweiflung darüber Gift, nach der anderen endete sie als Hexe am Scheiterhaufen. Man begrub sie nicht in geweihter Erde, sondern im Tale von Wößenaurach. Sie war aber unschuldig, denn sie geht nicht um. An ihrem Sterbetag, am Peter und Paulstag, steigt eine halbe Minute vor Mitternacht eine wundervolle Flamme in Kreisgestalt mitten aus dem Grabe.
173. Ein Mühlviertler Flickschuster arbeitete bei einer Bäuerin, die eine Hexe war und beobachtete sie beim Butterrühren. Heimlich entwendete er ihr etwas Hexenschmiere, daheim versuchte er gleich das Butterhexen, indem er das Butterfaß mit der Schmiere bestrich, und bekam einen schönen Stritzel Butter. Draußen begann es zu wettern und zu stürmen, der Teufel kam zum Fenster und hielt ihm ein Buch hin: "Wenn du mit meiner Schmiere schmierst, mußt du dich auch einschreiben." Der Schuster bat zuvor noch ein Stück Brot abschneiden zu dürfen und schnitt sich absichtlich in den Finger. Mit seinem Blut schrieb er dann den Namen Jesu in das Buch. Der Teufel konnte es nicht mehr wegbringen. Es zerfiel in Asche, die Butter wurde zu Schmutz. Der Teufel aber wich nicht, bis ihn ein Geistlicher bannte.
174. Auch ein Schneider in Seewalchen brachte solche Hexenschmiere seinem Weibe von der Ster heim. Als sie sich aber ans Butterrühren machte, klopfte es plötzlich ans Fenster und eine Stimme rief: "Du mußt mir dein Leben verschreiben!" Da kannte sich das Weib sogleich aus und warf die Büchse mit der Schmiere zum Fenster hinaus.
*175. Ein Viehhändler aus der Gegend von Kleinzell sah auf seinen Reisen eine Hexe Butter rühren und nahm in einer kleinen Schachtel Hexenschmiere mit. Davon rührte daheim sein Weib die schönste Butter. Einmal begegnete ihm aber ein unheimlicher Jäger und befahl ihm mit näselnder Stimme, sich in die Rinde, die er in der Hand hielt, einzutragen. Der Mann entfloh und warf daheim die Hexensalbe zum Fenster hinaus.
*176. Eine Hexe hatte vom Teufel eine Schmiere, wenn sie mit der den Zapfen der Buttermaschine einschmierte, konnte sie aus Wasser Butter gewinnen. Sie tat es immer am Sonntag, wenn die anderen in der Messe waren. Durch einen Spalt des verhängten Fensters beobachtete dies aber einmal die Nachbarin, sie sah auch das Versteck der Schmiere und es gelang ihr, etwas davon zu entwenden. In der Nacht versuchte sie nun selbst das billige Butterrühren. Zwei Nächte ging alles gut, in der dritten erschien aber der Teufel am Fenster und verlangte ihre Unterschrift. Mit Weihwasser gelang es der Frau, ihn zu vertreiben.
177. In Unterweißenbach konnte eine Hexe die beste Suppe kochen, ohne Fleisch zu kaufen. Sie nahm um Mitternacht Totenknochen vom Friedhof und kochte sie. Eine arme Frau erfuhr es von ihr und ließ sich betören, es nachzumachen. Als aber der Topf schon über dem Feuer stand, befiel sie Angst und sie griff nach dem Rosenkranz und betete. Die Suppe brodelte auf, aus dem Brodeln wurde aber allmählich Weinen und Winseln, die Suppe ging über und über. Vor Schreck lief die arme Frau aus dem Hause und wurde nicht mehr gesehen.
Quelle: Oberösterreichisches
Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 186 - 187
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006.
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